Bröckchen vom Gemeinschaftsprojekt

Wenn meine Mentorin Bröckchen unter das Volk wirft, will ich auch nicht so sein. Hier also einen Happen aus dem aktuell laufenden Projekt:

 

„Ist da jemand?“ Er erhielt keine Antwort, allerdings glaubte er eine gleitende Bewegung im Unterholz zu entdecken.
„Hallo?“
Seine Brüder hatten ihm ein Stück des Weges entgegenkommen wollen. War das hier ein Streich, den sie ihm spielen wollten? Vielleicht hatten sie ihn zwischen den Gewitterwolken entdeckt und sich spontan zu diesem Schabernack entschlossen, als er sich für eine Landung entschied. Zuzutrauen wäre es ihnen allemal.
„Randyn? Bist du das?“
Stille. Dann ein kaum wahrnehmbares Knacken.
„Rayskel? Ris’tan?“
Donnergrollen. Inzwischen schon sehr viel näher. Eine erneute Bewegung zu seiner Linken ließ ihn herumwirbeln.
„Risser! Rynalph! Rakden! Das ist nicht witzig!“
Es lachte auch niemand, am allerwenigsten er selbst.
„Randyn, du Narrenprinz! Hört auf mit dem Unfug. Ich bin nicht die weite Strecke geflogen, um nun …“
War da ein Knurren? Seine Nackenhärchen stellten sich auf. Schlagartig fühlte er sich bedroht.
„Randyn?“, flüsterte er den Namen seines zwei Jahre älteren Lieblingsbruders. Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen, unschlüssig, wie er sich verhalten sollte. Das war kein Spaß mehr unter Brüdern. Das hier schmeckte nach Gefahr. Ein weiterer Blitz erhellte für einen kurzen Moment die Umgebung und brachte ein verstecktes Augenpaar zum Aufleuchten. Raj fuhr herum und begann zu rennen, wobei er seine Verwandlung einleitete. Doch bevor er Federn ausbilden und sich dem Himmel entgegenwerfen konnte, wurde ein Netz über ihn geschleudert. Er geriet ins Stolpern, verhedderte sich in den Maschen und stürzte hilflos zu Boden. Gleich darauf erstarrte er vor Furcht. Große Pfoten tauchten in seinem Blickfeld auf, tappten direkt auf ihn zu, verschwammen kurz und bewegten sich nun als Stiefel weiter. Neben seinem Gesicht blieben sie stehen. Raj ließ seinen Blick von den Stiefeln aus höher wandern. In ihnen steckte eine lederne Hose in braun-grünen Waldtönen und spannte ein wenig über den langen, kräftigen Beinen. Eine Tunika aus rauer grauer Wolle bildete zusammen mit einem Flickenmantel, der seinen Träger zwischen den Sträuchern sicherlich unsichtbar machte, den Abschluss der Bekleidung. Nun schaute er direkt in das Gesicht seines Angreifers – ein Gesicht von teuflischer Schönheit. Eine Wolke rötlichbraunen Haares rahmte es ein. Grüne Augen musterten ihn eindringlich. Eine Weile schwiegen sie sich an. Dann verzog sich der sinnliche Mund des Fremden zu einem Lächeln und entblößte dabei makellose spitze Zähne.