Interview

 

Hier ein Interview, das ich mit Lesern auf der Facebookgruppe "Homoerotische Lektüre für alle" geführt habe:

Moin,

heute habt ihr es mit mir zu tun. Ich bin chaotisch, geradezu fies direkt, habe Schuhgröße 37 und einen ziemlichen Knall. Außerdem morde ich gern. Also nehmt euch in Acht, muahahaha.

Ach ja … Und neugierig. Nämlich auf eure Fragen. Also raus damit!

Minelle: Bonjour, Sandra! Wann und wie bist du zum Schreiben gekommen?

Bonjour, durch eine Wette. Es ging um ein Buch, das meine schwulen Freunde liebten, ich jedoch grausam fand. Die Wette bestand darin, dass ich selbst ein Werk schreiben und bei einem Verlag einreichen sollte. Marke: Wetten, dass du dich nicht traust? Ich traute mich, hatte aber überhaupt nicht die Absicht, dass das Buch überhaupt angenommen wird. Tja, ich wurde eines Besseren belehrt. Der gar nicht (so) ernst gemeinte Versuch führte zum „Erfolg“. Der Dead Soft Verlag veröffentlichte meine Blood-Reihe.

Anja: Unter welchen Bedingungen schreibst du gern?

Ich schreibe entweder sehr früh morgens oder abends vor laufender Glotze. Gerne auch mit lautstarker Musik auf den Ohren. Mitsingend!

Andrea: Machst du auch Lesungen, und wenn ja, wo ist deine nächste?

Ich hatte bislang drei Lesungen, die allerdings über den Verlag angeschest worden sind. Ansonsten hat sich die Gelegenheit noch nicht ergeben.

Karin: Warum Gay?

Aus der Wette heraus (s.o.). Es hat Spaß gemacht, daher bin ich dabei geblieben.

Karin: Was ist dein laufendes Projekt?

Das laufende Projekt … Schwierig. Ich bin noch im Danach-Blues, d.h. ich hopse zwischen diversen Skripten hin und her. Im Moment schreibe ich eher regelmäßig an einem Skript über einen Rollstuhlfahrer. Mal schauen, ob ich dabei bleibe oder wieder switche. Und mit Sandra Gernt habe ich gerade ein neues Gemeinschaftsprojekt gestartet. Wir wissen aber beide noch nicht, wo das endet.

Karin: Was wird dein nächstes Projekt?

Kann ich nicht sagen, da die Bunnys mich wie wild umhoppeln.

Minelle: Welche Autoren, genreübergreifend, sind deine Vorbilder?

Stephen King und Dean. R. Koontz. Ich mag es, wie sie mit der Psyche spielen.

Karin: Was rätst du dir selbst und anderen Autoren in der wieder aktuellen Diskussion über weibliche Autoren im Gay-Genre? Wie geht man am besten mit solchen Anfeindungen um?

Ignorieren. Jeder hat seine eigene Meinung zu dem Thema, die soll er auch haben. Wäre doof, wenn wir alle gleich wären. Beleidigend zu werden ist allerdings eine andere Sache. Das macht mich ärgerlich. Soll doch jeder schreiben und/ oder lesen, was er will. Ist das nicht die Toleranz, die ständig gepredigt wird?

Minelle: Gibt es ein Buch von dir, das deiner Meinung nach nicht so gelungen ist?

„Cheia“! Ich habe dieses Ding von Anfang an gehasst. Ich weiß gar nicht wieso. Das Schreiben flutschte, es wollte raus. Aber am liebsten hätte ich es gelöscht, weil ich damit nicht warm wurde. Wildeste Drohungen von Sandra Gernt haben mich davon abgehalten. Und weil ich es so gar nicht mag, ist es im SP erschienen und nicht über den Verlag.

[Das versammelte Lesevolk ist sich einig: „Cheia“ ist toll. Anm. Kristina]

Karin: Wer sind deine Lieblingsprotas?

Keegan und Cian aus „Next Generation“. In diesem Buch liegt mein ganzes Herzblut.

Minelle: Deine Muse ist?

Ein kurzer Blick auf irgendetwas, ein Geräusch, ein Satz, eine grelle Farbe. Mein nächst erscheinendes Buch ist mir beim Anblick meines Mülleimers eingefallen.

Luna: Gibt es nochmal eine Geschichte mit Bo und Robin??

Geplant ist da nichts. Außerdem kann ich Mehrteiler so gar nicht leiden. Schlachthaus war auch schon nicht geplant. Also könnte bei einem passenden Bunny vielleicht irgendwann noch mal was kommen.

Dima: Hattest/hast Du schon einmal eine Geschichte angefangen, bei der Du nicht weitergekommen bist?

„Cheia“, eben weil ich es nicht mochte. Ein bisschen schwer getan habe ich mich auch mit „Waldmeister mit Sahne“, weil ich mir nicht sicher war, ob ich die Story wirklich in meiner Heimatstadt schreiben sollte.

Minelle: Welchen Ratschlag würdest du einem Autorenneuling mit auf den Weg geben?

Schreib! Schreib! Schreib! Wenn es ein Bedürfnis ist, raus damit. Aber: such dir bitte jemand, der wirklich lektorieren kann und nicht nur den besten Freund/ die beste Freundin. Ein Lektorat ist das Schleifpapier für ein gutes Buch.

Daniel: Wie bist du und Sandra auf die Geschichte von Trunken vor Glück gekommen?

Ich bin beinahe von einem Schornsteinfeger überfahren worden. Da kam mir Karlssohn vom Dach in den Sinn und ich hatte die Szene im Kopf, wie Ande auf dem Dach sitzt und in fremde Fenster späht. Und schon war das Baby geboren.

Bri: Worum geht es in dem neuen gemeinsamen Werk von dir und Sandra Gernt?

Da wir wie immer ohne jeglichen Plan schreiben, kann ich es noch nicht einmal sagen. Es stehen erst rund zwanzig Seiten. Es fing aber mit Schlafwandeln an und es spielt ein wirklich dämlicher Golden Retriever mit.

Sandra Gernt: Sehr, sehr dramatisch.  Und der dämliche Hund ist zum niederknien.

Kristina: Was war deine erste Gay Romance, die du gelesen hast? Und wie hat sie dir gefallen?

Die Felix-Reihe von Martin Arz. Unheimlich genial.

Minelle: Wie reagiert dein Umfeld darauf, dass du Gay Romance schreibst?

Durch die Bank weg positiv, gerne gemengt mit einigem Erstaunen. Familie, Freunde und Kollegen unterstützen mich sehr dabei.

Gabriele: Was darf für dich beim Schreiben nicht fehlen?

Sandra: Hintergrundgeräusche wie Fernseher oder Musik. Gerne darf der Kühlschrank neben mir stehen.

Kaiden: Plottest du deine Storys erst vorher komplett durch oder schreibst du einfach ohne festen Plan drauf los?

Ich habe noch nie ein Buch geplottet. Ich bin der totale Chaosschreiber. Und das macht für mich den Reiz aus, denn ich weiß selbst nicht, wie sich meine Geschichte entwickelt und wie sie enden wird. Das macht das Schreiben so spannend. Es ist quasi so, als würden mir die Jungs ihre Story ins Ohr flüstern und ich schreibe die Geschichte nebenbei auf.

Dima: Gibt es ein Thema, über das Du gerne einmal schreiben möchtest, Dich aber nicht rantraust?

Nein. Ganz im Gegenteil. Ich liebe es, in den menschlichen Abgründen herumzuwühlen und Dreck heraufzubefördern. Meine Storys dürfen nämlich auch gerne mal nachdenklich stimmen.

Gabi: Welche Laster hast du? (Nein, nicht die Fahrzeuge. ^^)

Böse Frage. 🙂 Lakritze? Kann Lakritze ein Laster sein? Eigentlich nicht. Eigentlich ist es ein Muss. Ja? Bitte, bitte?

Kristina: Welches ist dein lustigstes Schreiberlebnis?

Als ich in „Untier hat das letzte Wort“ die Szene mit der Gemüsezwiebel in Käsesoße schrieb und ich mir am gleichen Tag eine besoßte Kartoffel ins Gesicht geschossen habe. Aus dem Lachflash kam ich lange nicht heraus. Meine Umgebung wollte mich schon zwangseinliefern lassen, weil keiner wusste, warum ich so am gackern war.

Minelle: Ich schmeiß mich weg. 😂

War irgendwie klar, dass das gefällt. 🙃

Kristina: Was ist dein bisher schönstes Erlebnis als Autorin?

Als ich auf dem Leipziger Bahnhof merkte, dass das Kreischen einiger Mädels keinem Filmstar hinter mir galt, sondern dass tatsächlich ich gemeint war. *schwebteüberdenWolken*

Gabi: Dinge, keine Menschen, die du mit auf eine einsame Insel nehmen würdest.

Lakritze im Abo, Notizbuch und Kuli, Reader. Sind meine Gargoyles erlaubt?

Kristina: Welchen deiner Protagonisten würdest du gerne mal knuddeln und in den Arm nehmen?

Benjie und Dodong, aber die kennt ihr noch nicht. Die sollten aber unbedingt in die Arme genommen werden.

Gabi: Sollte eines deiner Bücher je verfilmt werden, welches würdest du aussuchen und welche Schauspieler könnten die Hauptrollen übernehmen?

Schwierige Nummer. Mit Schauspielern habe ich es nicht so. Charismatisch müssten sie sein. „Next Generation“ wäre mein Favorit, „The Bride – Das Bündnis von Halland“ stünde allerdings direkt dahinter.

Minelle:  Würdest du gerne mal ein anderes Genre ausprobieren und wenn ja, welches?

Wirkliche Ambitionen habe ich nicht, aber wenn ein göttlicher Finger auf mich zeigen und mir verbieten würde Gay zu schreiben, würde ich zum Horror wechseln.

Bri: Warum wundert mich das jetzt nicht. Ich habe nichts anderes erwartet. 😈

Du Luder. 😀

Kristina: Wie entstand die Idee zu den Tylwyth Teg?

Als ich eine Ausgabe von Schöner Wohnen meiner Momma in den Händen hatte. Boah, das Märchen hat wirklich Spaß gemacht, die Ideen sind nur so gesprudelt. Später schrieb dann jemand, ich hätte bei „Epic“ abgekupfert. Den Film kannte ich überhaupt nicht (bin kein Kinogänger). Ich habe ihn mir aber daraufhin angeschaut und fand ihn zauberhaft.

Diana: Wie lange schreibst du so ungefähr an einer Geschichte?

Das schwankt. „Cheia“ dauerte ewig. An einigen Büchern habe ich lediglich ein paar Wochen geschrieben. Mit Sandra Gernt geht es meistens recht schnell, weil wir tierisch neugierig sind, was die andere geschrieben hat. In der Regel sitze ich rund drei Monate an einem Buch.

Gabriele: Gibt es etwas, was dich beim Schreiben total stört? Dich aus dem Konzept bringt?

Der Blick auf die Uhr, wenn es Zeit ist, ins Bett zu gehen. Womöglich, wenn ich gerade im Schreibflash bin. Leider muss ich morgens früh raus. Ansonsten tauche ich in meine Welt ab und da reißt mich auch so schnell nix raus.

Gabi: Welchen Traum möchtest du dir unbedingt noch erfüllen?

Mein Traum wäre wirklich, eines meiner Bücher verfilmt zu sehen (bin ja ganz bescheiden). Aber Träume müssen sich nicht erfüllen, was soll danach kommen? Allein, dass ich Fans habe, die meine Bücher lieben, ist schon ein absoluter Traum. Möge ich nie erwachen. 😀

Anja: Kaffee oder Tee? Und verrätst du uns dein Lieblingsessen?

Sowohl als auch. Ich brauche meinen Kaffee am Morgen und habe mir einen Kaffeevollautomaten gegönnt, der mir die Böhnchen frisch mahlt und mir auch Milchkaffee zaubert. Auf der Arbeit gehe ich dann zu Tee über. Leider hat mein Teeladen zugemacht. Zum Glück nicht, bevor ich mich noch mit 2 kg English Caramel eindecken konnte. Lieblingsessen: Die Kartoffelsuppe meiner Momma.

Kristina: Das Interview ist fast vorbei. Gedanken dazu?

Es ist spannend, diese Fragen zu beantworten. Über manche musste ich echt richtig nachdenken. So lernt man sich selbst noch kennen. *gg* Danke, für diese tolle Stunde. Es hat irre Spaß gemacht.

Dankeschön für euer Interesse und eure Liebe für (meine) Bücher. Lesen ist etwas absolut Wunderbares. Man kann zu jeder Zeit in eine fremde Welt eintauchen. Lasst euch dieses Wunder nicht nehmen.

Karin: Deine Wünsche für die Zukunft?

Gesundheit. Ich habe furchtbare Angst davor blind zu werden. Nachdem ich mehrmals Scharlach hatte, trage ich Kontaktlinsen. Und ohne Bücher könnte ich nicht leben.